OLYMPIA  lebenslang

oder: Von der Liebe zu dieser Schreibmaschine

 

Was fühlt eine Schreibmaschine, wenn sie für immer verlassen wird? 

Das habe ich mich gefragt, als der große Schriftsteller Paul Auster am 30. April 2024 gestorben ist. In seinem „Das Buch meiner Schreibmaschine“ von 2002 heißt es: „Es war eine Olympia-Reiseschreibmaschine, hergestellt in Westdeutschland. Dieses Land gibt es nicht mehr, aber seit jenem Tag im Jahre 1974 ist jedes Wort, das ich geschrieben habe, auf dieser Maschine getippt worden.“ Sein Tod lässt auch diese treue Begleiterin zurück. Was ist wohl mit seiner OLYMPIA SM9 geschehen? Ist das Farbband eingetrocknet, haben die Typenhebel ihre Funktionalität eingestellt; war sie traurig, hat sie sich einem anderen Benutzer verweigert - oder kann sie nur noch melancholische Texte verfassen.   

Mit einer mechanischen Schreibmaschine wurde jeder vor 1975 geborene Mensch irgendwann einmal konfrontiert. Es gab keine andere Form der formellen Schriftkommunikation. Nachfolgende Generationen mögen vielleicht auf dem Dachboden oder im Keller schon mal eines dieser sperrigen Geräte entdeckt haben. Nun weiß man nicht so recht weiter mit der altertümlichen Fundsache: aufheben, als Deko im Regal, mal zum Spaß darauf tippen – oder gleich zum Sperrmüll?

Die Wahrscheinlichkeit solch eines Maschinenfundes ist im Nordwesten Deutschlands ziemlich hoch, hier waren vor über 50 Jahren in den OLYMPIA Werken sogar mehr als 20 000 Menschen in diesem hochproduktiven Industriezweig beschäftigt. Die Schreibmaschine erledigte zuverlässig jeglichen Schriftverkehr von Hand. Spätestens mit dem Aufkommen der digitalen Schreibarbeit war der Siegeszug des Computers nicht mehr aufzuhalten, und die Schreibmaschine verschwand allmählich aus den Amtsstuben, Büros und Redaktionen. 

Die neue Kulturtechnik veränderte auch deren Nutzer. Das Maschineschreiben, idealerweise mit 10 Fingern, verlangt höchste Disziplin und Konzentration. Ist die Type erst mal durch das schwarze oder rote Farbband auf einem mutmaßlich weißen Blatt Papier gelandet, bleibt dieser Abdruck auf ewig sichtbar. 

Es gibt kein Reset, keinen Schritt zurück, jeder Tastendruck löst eine Aktion aus und hinterlässt Spuren der Gedanken. Deshalb war das sogenannte Blindschreiben für angehende Büromitarbeiterinnen und Mitarbeiter unerlässlich. Ein Lehrblatt für den korrekten Einsatz der linken und der rechten Hand sowie der jeweiligen Zuordnung der fünf Finger für die Tasten war vor allem Effizienz geschuldet: Zeit ist Geld.

Die Internetseite OLYMPIA-WERKE.com wird die mechanische Schreibmaschine als den festen Teil (quasi die Hardware) einer Kulturtechnik feiern, die niemals ohne den weichen Teil (Gedanken als Software) funktionieren kann. Der Ressourcen-Einsatz bei diesem Wunderwerk der Feinmechanik ist sehr überschaubar (mal die Typen mit einem Gummi reinigen, mal das Farbband erneuern), zudem können hier kreative Arbeit oder konspirative Absichten nicht ausgespäht und nur schwer kopiert werden. Ein Datenklau ist höchstens durch Einbrecher oder Reinigungskräfte möglich.

OLYMPIA-WERKE.com ist eine Herzenssache. Die Idee gärte in mir über einen langen Zeitraum. Dass eine analoge Kulturtechnik hier einen digitalen Auftritt bekommt, ist Paradoxon und  Notwendigkeit zugleich. Denn die Dinge liegen für mich so nah. Meine erste Schreibmaschine war die OLYMPIA Traveller meines Vaters, auf der ich die ersten Seminararbeiten meines Studiums tippte; zum anderen liegen die ehemaligen OLYMPIA Werke Wilhelmshaven (und ihre verblassende Geschichte) nur 50 Kilometer von meinem Lebensort entfernt. 

Diese Seite ist auch eine Liebeserklärung an diese Marke von Welt; zugleich eine Erinnerung an ein untergegangenes Unternehmen und deren viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; und vor allem an diese zuverlässigen Büromaschinen, von denen viele bei guter Pflege ihren Dienst bis heute und in alle Ewigkeit tun.

 

OLIVER SCHULZ

 

 

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OLYMPIA  forever

or: The love for this typewriter

 

What does a typewriter feel when it is abandoned forever?

I also asked myself this question when the great writer Paul Auster died on April 30, 2024. In his book “The Book of My Typewriter”, published in 2002, he wrote: “It was an Olympia travel typewriter, made in West Germany. That country no longer exists, but since that day in 1974, every word I have written has been typed on that machine.” His death also leaves behind this faithful companion. What might have happened to his OLYMPIA SM9? Did the ribbon dry up, did the type levers stop working; was it sad, did it reject another user - or can it only write melancholy texts?  

Everyone born before 1975 has been confronted with a mechanical typewriter at some point. There was no other form of formal written communication. Later generations may have discovered one of these bulky machines in the attic or cellar. Now you don't really know what to do with this ancient find: keep it, put it on the shelf as a decoration, type on it for fun - or send it straight to the bulky waste bin?

The probability of finding such a machine is quite high in north-west Germany, where more than 20,000 people were employed in this highly productive industry in the Olympia factories over 50 years ago. The typewriter reliably handled all correspondence by hand. With the advent of digital typing at the latest, the triumph of the computer was unstoppable and the typewriter gradually disappeared from offices and editorial offices.

The new cultural technology also changed its users. Typing, ideally with 10 fingers, requires the utmost discipline and concentration. Once the type has landed on a supposedly white sheet of paper through the black or red ink ribbon, this imprint remains visible forever.

There is no reset, no going back, every keystroke triggers an action and leaves traces of thought. This is why blind typing was essential for prospective office workers. An instruction sheet for the correct use of the left and right hand and the respective assignment of the five fingers to the keys was mainly due to efficiency: Time is money.

The OLYMPIA-WERKE.com website will celebrate the mechanical typewriter as the solid part (the hardware, so to speak) of a cultural technology that can never function without the soft part (thought as software). The use of resources for this marvel of precision mechanics is very manageable (sometimes cleaning the type with a rubber, sometimes replacing the ribbon), and creative work or conspiratorial intentions cannot be spied on and are difficult to copy. Data theft is only possible by burglars or cleaners.

OLYMPIA-WERKE.com is a matter of the heart. The idea has been fermenting inside me for a long time. The fact that an analog cultural technique has been given a digital appearance here is both a paradox and a necessity. Because things are so close to home for me. My first typewriter was my father's OLYMPIA Traveller, on which I typed the first seminar papers of my studies; on the other hand, the former OLYMPIA Werke Wilhelmshaven (and its fading history) are only 50 kilometers away from where I live.

This page is also a declaration of love to this brand of the world; at the same time a reminder of a company that has gone under and its many employees; and above all of these reliable office machines, many of which, with good care, are still in service today and for all eternity.

 

OLIVER SCHULZ

 

 

 

 

 Impressum

 OLYMPIA WERKE Wilhelmshaven

 Germany

 

 Verantwortlich für den Inhalt

 Oliver Schulz

 Heinrich Kunst Straße 3d

 26131 Oldenburg

 Tel: +49 152 562 170 22

 mailto:werksleitung@olympia-werke.com

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